Portrait
Meine Skikarriere
Ich bin in einer lebhaften Bauernfamilie mit fünf Geschwistern aufgewachsen, bei uns war immer etwas los. Mein Vater brachte uns das Skifahren bei, und so stand ich bereits im Alter von gut zwei Jahren das erste Mal auf den Brettern.
Meine Mutter hat selbst nie Skifahren gelernt, war aber trotzdem immer dabei. Jedes Wochenende war sie mit uns in der Mörlialp, ein kleines, überschaubares Skigebiet, perfekt für eine Mutter, die sechs Kinder im Blick behalten musste. Während mein Vater zu Hause auf dem Hof arbeiten konnte, passte sie von unten auf uns auf. Ich glaube, sie kannte jeden Hügel dort genauso gut wie wir, einfach aus der Ferne.
Ich erinnere mich noch gut daran, wie meine Brüder immer losrasten, als gäbe es einen Preis für den Schnellsten. Es war gar nicht so einfach, ihnen über die Hügel hinterherzukommen. Dank ihnen habe ich wohl schon früh ein gutes Gefühl für hohe Geschwindigkeit entwickelt.
Später ging ich in die Skischule. Fertig mit kerzengerade über die Pisten rasen, schöne Kurven ziehen war angesagt. In der Skischule fand ich es ein wenig langweilig, darum war die Freude gross, als ich mit fünf Jahren in die Renngruppe des Skiclubs Alpnach wechseln konnte. Dort durfte ich so viel Gas geben wie ich wollte. Einzige Bedingung: um alle Tore fahren. ;) Durch den Stangenwald kurven begeisterte mich sofort. Vor allem die Skirennen bereiteten mir enormen Spass, weil es immer eine Medaille oder ein Pokal zur Belohnung gab.
Nach einigen Jahren Schulzeit in Alpnach, besuchte ich die zweite und dritte Oberstufe in der Begabtenförderung Ski Alpin Hergiswil. Diese Institution war neu und hatte das Ziel, junge Sportler zu fördern, in dem wir Athleten zwei halbe Tage mehr pro Woche fürs Ski- und Konditraining zur Verfügung hatten. Auch in Hergiswil hatte ich eine schöne, spannende Zeit und konnte wachsen. :)
Weiter ging´s nach dem Oberstufenabschluss an die Schweizerische Sportmittelschule in Engelberg, wo ich die Ausbildung zur Kauffrau startete. Die ersten zwei Jahre hatten wir immer einen halben Tag Schule und einen halben Tag Training. Ich kann mich noch gut an die ersten Wochen erinnern, als wir am ganzen Körper Muskelkater hatten, weil wir das erste Mal in unserem noch jungen Leben Gewichte im Kraftraum stemmten und uns mit dem Krafttraining vertraut machten.
Nach zwei Jahre Schule folgte ein Praktikum, welches ich im RAMADA Hotel Regina Titlis in Engelberg absolvierte. Es war eine sehr schöne, aber auch anstrengende Zeit. Durch die unregelmässigen Arbeitszeiten an der Rezeption kam der Schlaf und Erholung etwas zu kurz, was ich im Training zu spüren bekam. In der Praktikumszeit lernte ich viel dazu und habe es geschafft, Ausbildung und Sport unter einen Hut zu bringen.
Auch Sportlich war ich in dieser Zeit erfolgreich unterwegs, nach meinem ersten Fis Jahr stieg ich bereits 2008 in das C Kader von Swiss Ski auf. Zwei erfolgreiche Jahre später stieg ich ins B Kader auf und am 29. Januar 2012 debütierte ich im Weltcup bei der Alpinen Kombination in St. Moritz. Die Chance packte ich gleich und holte mit dem 30. Platz meinen ersten Weltcuppunkt. Ein Jahr darauf startete ich das erste Mal in einer Weltcupabfahrt in Beaver Creek, wo ich mit dem 25. Rang 6 Weltcuppunkte ergatterte. Weiter im Jahresrhythmus stand ich das erste Mal bei einer Weltmeisterschaft am Start. Mit dem 16. Rang beim WM Super G von Beaver Creek 2015 verpasste ich nur ganz knapp die Punkteränge. Über die Jahre machte ich mich mit den verschiedensten Weltcupstrecken vertraut, rückte in die top 30 der Welt und stieg somit 2017 in das A Kader von Swiss Ski auf.
Seit dem erfolgreichem Ausbildungsabschluss zur Kauffrau, konzentriere ich mich voll und ganz auf den Skisport. Einzig die Spitzensport RS in Magglingen habe ich noch absolviert um von den Förderungsmöglichkeiten der Armee profitieren zu können.
In der Saison 2020/21 konnte ich wieder einen Schritt vorwärts machen. Nach einigen Top Platzierungen bin ich in der Weltcup Super G Gesamtwertung auf dem 14. Rang, das bedeutet den Aufstieg in die Nationalmannschaft von Swiss Ski.
Am 27. Februar 2022 ein Tag an dem für einen Moment die Zeit still Stand.
Noch am Vortag war ich unter schwierigen Bedingungen mit Startnummer 30 auf den hervorragenden vierten Platz gefahren. Ich spürte zum ersten Mal so richtig, wie nah das Podest war. Und dann, nur einen Tag später, wurde dieser Traum Realität: Mein erstes Weltcuppodest und gleich mein erster Sieg. Ein besonderer Moment der für immer in Erinnerung bleibt.